Pubertät beim Hund – Wenn der süße Welpe frech wird
Pubertät & wilde Zeiten: Wann geht’s los?
Was wir im allgemeinen als Pubertät bezeichnen, beschreibt eigentlich einen biologischen Prozess, bei dem die Sexualhormone Testosteron beim Rüden und Östrogen bei der Hündin verstärkt ausgeschüttet werden, um die Geschlechtsreife unserer Hunde auszubilden.
Dieser Prozess startet bei kleineren Hunderassen und Hündinnen früher als bei großen Rassen und Rüden, ist aber generell sehr individuell. Meist beginnt dieser Prozess zwischen dem 6. und 12 Lebensmonat. Bei Hündinnen gibt die erste Läufigkeit dazu den ‚Startschuss‘ und findet ihr Ende in der Regel mit der dritten Läufigkeit. Für Rüden gilt der entsprechende Zeitrahmen von Hündinnen ihrer Rasse.
Durch die Sexualhormone werden unterschiedliche Prozesse im Körper der Hunde in Gang gesetzt. Nicht nur wird die Reifung der Geschlechtsorgane in Gang gesetzt, es finden auch Umbauprozesse im Hirn statt, welche dazu führen, dass die Nervenverbindungen gestärkt und dauerhafter angelegt werden. Außerdem bedingt die Ausschüttung der Hormone, dass sich die Wachstumsfugen der Knochen schließen und so das Längenwachstum der Knochen abgeschlossen wird.
Der Hund wird erwachsen
Die juvenile Phase
Aufmüpfiges Verhalten, Ohren auf Durchzug stellen und Grenzen austesten – alles, was wir im Verhalten als Pubertät bezeichnen wird in der Wissenschaft als ‚juvenile Phase‘ bezeichnet. Diese Verhaltensänderungen entstehen durch die Umbauprozesse, die im Körper vor sich gehen.
Diese Phase beginnt ab dem 5. Lebensmonat und lässt uns manchmal die Haare zu Berge stehen und dauert rund 1/2 Jahr.
Es scheint als hätte unser bisher süßer, kleiner Welpe wirklich ALLES vergessen. Manche werden distanzlos und legen Verhalten an den Tag, das man bisher so nicht kannte. Und das ist erstmal ganz normal. Wichtig ist, wie wir als Halter*innen darauf reagieren, denn in dieser Zeit entscheidet sich zu einem sehr großen Teil, wie das weitere Zusammenleben mit Hund aussehen wird.
In der juvenilen Phase beginnen die Hunde, Grenzen auszutesten, möchten herausfinden, was sie sich erlauben können und was nicht. Hier ist es wichtig das Training, auch wenn es manchmal wirklich aussichtslos erscheint, weiter konsequent durchzuhalten. Die Hunde möchten wissen, wo sie in ihrem sozialen Verband (in ihrer Famile) stehen, ob sie Dinge alleine regeln können oder dürfen und welchen sozialen Rückhalt sie von ihren Bezugspersonen erwarten dürfen. Dieses austesten ihrer Position tritt häufig verstärkt um den 9. Lebensmonat herum auf.
Gesetzte Grenzen müssen ebenfalls weiter konsequent und selbstsicher durchgesetzt werden – Aggressionen dem Hund gegenüber, um die eigene, vermeintliche ‚Dominanz‘ durchzusetzen nutzen in dieser Phase nichts. Es kann hilfreich sein, den Hund verstärkt zu Lenken und vorausschauend zu handeln. Z.B. mit einer Schleppleine sichern, um zu verhindern, dass der Hund doch mal hinter einem Hasen hinterher jagt oder die Felder dort erkundet wo er nicht soll und dann auch den Rückruf überhört.
Timing nimmt in dieser Phase einen großen Stellenwert ein. Wenn dein Hund etwas tut, dass er nicht soll, eine Grenze überschreitet oder deine Signale ignoriert, ist es wichtig schnell und konsequent eben diese Grenzen und Signale einzufordern. Nicht erst einige Minunten später.
Die zweite Pubertät
Mit 1 bis 1,5 Jahren stellen wir nochmals eine Verhaltensveränderung fest, die häufig als ‚zweite Pubertät‘ bezeichnet wird. Bei großen Hunderassen kann dieser Prozess auch erst mit 1,5 bis 2 Jahren auftreten.
Im Grund genommen ist diese Phase keine Pubertät mehr, denn die ist, wie wir jetzt ja wissen, mit ca. einem Jahr abgeschlossen und stellt die Geschlechtsreife her.
In dieser zweiten Phase reifen unsere Hunde mental aus und werden vom Kopf her erwachsen. Bei vielen Hunden sehen wir auch weitere körperliche Veränderungen. Die Brust wird breiter, der Kopf wird markanter und die Hunde wirken insgesamt erwachsener.
Typisch für diese Phase ist eine wachsende Selbstsicherheit und erhöhte Konfliktbereitschaft anderen Hunden gegenüber, besonders bei Rüden. Hund möchte sich ausprobieren und in Wettstreit mit anderen Hunden treten. Auch das dient dem erlernen weitere sozialer Kompetenzen und wie mit unterschiedlichen Konflikten umgegangen werden kann.
Neben einer weiterhin konsequenten Führung durch uns Halter*innen sind Sozialkontakte zu älteren, gut sozialisierten Hunden wichtig. Hier können spezielle Gruppen in Hundeschulenoft mehr helfen, als die Kontakte auf der Gassi-Runde mit anderen, gleichaltrigen und ebenfalls rüpeligen Hunden.
Und auch diese Phase geht nach einigen Monaten vorbei, die länge ist dabei sehr individuell. Einige reifen schneller aus, andere langsamer. Spätestens mit 3 Jahren sind die Hunde dann auch im Kopf erwachsen.
Noch Fragen oder Schwierigkeiten mit deinem Pubertier?
Dann sprich mich gerne an!
>>Tief durchatmen, konsequent und fair bleiben und dann geht auch die schlimmste Pubertät vorbei.<<
Nina Hammig
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