Den richtigen Züchter finden und Einzug des Welpen – Ein Leitfaden für Familien und Anfänger
Ihr habt es euch gut überlegt, die Checklisten meines letzten Blogartikels ausgiebig genutzt und ihr wisst, welche Hunderasse es werden soll. Wunderbar!
Dann schauen wir doch mal, was es bei der Auswahl des Züchters oder Tierschutzvereines zu bedenken gibt. Und was für den Einzug des Hundes vorbereitet sein will. Dazu gibt’s dann auch wieder eine kostenlose Checkliste zum Download!
Züchter*innen: Warum die richtige Auswahl so wichtig ist
Es ist aus vielen Gründen sehr wichtig zu schauen, woher ein Welpe kommt, einige schauen wir uns jetzt mal an.
Generell gilt: Kaufe keine Hunde über Online Portale und Online Kleinanzeigen-Seiten! Gute Züchter*innen haben in der Regel eine eigene Website, auf der sie sich und ihre Hunde vorstellen, die geplanten Würfe und Infos zu der Hunderasse veröffentlichen. Dort solltest du auch Informationen darüber finden, welchem Zuchtverband der/die Züchter*in angehört und welche gesundheitlichen Untersuchungen der Verband für die jeweilige Rasse vorgibt.
Auch wenn du auf die Auswahl der Hündin keinen Einfluss hast, ist es wichtig zu wissen, dass das Wesen der Hündin einen großen Einfluss auf den späteren Charakter der Welpen hat. Im Bereich der Epigenetik hat man z.B. herausgefunden, dass die Welpen einer nervösen/ängstlichen Hündin nervöser und stressempfänglicher sind als die Welpen einer selbstsicheren, entspannten Hündin.
Aus diesem Grund sollte es möglich sein die Mutterhündin beim/bei der Züchter*in kennen lernen zu können. Du kannst dir so selbst ein Bild von ihrem Charakter machen. Ist das nicht möglich, dann ist es in der Regel keine gute*r Züchter*in. Ist die Mutter bei der Abgabe nicht dabei deutet das zudem stark auf Welpenhandel hin. Hier heißt es dann unbedingt Finger weg, so schwer es auch ist.
Zudem dürfen Welpen gemaß dem Tierschutzgesetz erst nach Ende der 8. Lebenswoche an ihre neuen Besitzer abgegeben werden. In den ersten 8 Wochen lernen die Welpen idealerweise in einer verantwortungsvollen Zuchtstätte trotzdem schon viele Dinge kennen. Der Alltag im Haus mit Staubsauger & Waschmaschine, fremde Menschen und andere Tiere sollten wenigstens kennen gelernt werden. Auch Auto fahren und Ausflüge in die nähere Umgebung sind optimal, solange die Welpen dabei relativ entspannt sind und diese Dinge gemeinsam mit ihren Geschwistern und Mutter erleben können.
Gute Züchter*innen schauen zudem auch, welcher Welpe charakterlich zu deinen ‚Wünschen‘ und zu dir passt. Auch wenn sehr viel eben auch Erziehungssache ist.
Züchter*innen, die nichts zu verbergen haben, geben dir gerne Auskunft darüber, was sie mit den Welpen unternehmen und woran Sie sie bereits gewöhnen. Sie geben meist auch ungefragt Auskunft über die Ergebnisse der Gesundheitsprüfungen der Elterntiere.
Leider ist es mittlerweile so, dass die Zugehörigkeit zu einem Zuchtverband keine gesunden Welpen per sé verspricht. Auch in großen Zuchtverbänden, wie z.B. dem FCI laufen derzeit einige Dinge schief und es werden auf Zuchtausstellungen Hunde prämiert, die unter die Qualzuchten fallen. Hier gilt es mit gesundem Menschenverstand darauf zu achten, wieviele Vorsichtsmaßnahmen vom Züchter vorgegeben werden. Ein Welpe, der in Watte gepackt werden muss, damit er erwachsen wird, ist kein gesunder Hund. Und wird niemals einer werden. Permanentes Röcheln und schnarchen sind ebenfalls nicht normal.
In einer guten Zuchtstätte wirst du außerdem viel gefragt, der/die Züchter*in will dich und deine Familie kennen lernen und wissen, wo die Welpen landen. Und du darfst genau so viel Fragen!
Meist wünschen sich die Züchter*innen Besuche von dir noch bevor die Welpen geboren sind oder zumindest bis die Welpen abgegeben werden.
Alle Welpenübergaben, die ohne große Fragen und nach dem Schema ‚Am vereinbarten Treffpunkt treffen – Geld übergeben – Welpe mitnehmen‘ ablaufen deuten auf Welpenhandel hin. Das sind KEINE verantwortungsvollen Züchter*innen.
Solltest du dich mal in einer solchen Situation befinden: Nimm den Welpen nicht mit! Ich weiß, dass es schwer ist. Aber man hilft dem Welpen nicht, an seine Stelle treten 10 weitere, die im Anschluss illegal hierher geholt werden. Melde deinen Verdacht dem Ordnungsamt, der Polizei oder dem Veterinäramt.
Exkurs: illegaler Welpenhandel
Vielleicht hast du es schon mitbekommen. In den letzten Wochen und Monaten gab es sehr viel Kritik am Online-Handel mit Welpen auf diversen Verkaufsportalen. Im TV gab es dazu Reportagen von Martin Rütter und das Tierheim Lübeck hat die Initiative ‚Anti Puppy Milling Mafia‘ ins Leben gerufen, um gegen den illegalen Welpenhandel vorzugehen.
Was so schlimm am Welpenhandel ist?
Die Welpen werden illegal, meist viel zu jung und sehr krank nach Deutschland eingeführt. Und hier dann schnell und einfach online verkauft. Gesundheit, artgerechte Haltungs- und Aufzuchtbedingungen sind Fehlanzeige. Sowohl bei den Welpen, als auch bei den Elterntieren.
Die Hundemütter werden in abgedunkelten Bretterverschlägen gehalten, bekommen nur das nötigste an Futter und Wasser. Medizinisch versorgt werden die Tiere nicht. Sobald eine Hündin keine Welpen mehr gebären kann wird sie entsorgt wie Müll. Gleiches geschieht mit Welpen, die zu krank sind um den Transport hierher zu überleben. Die EU-Heimtierausweise solcher Welpen sind in der Regel gefälscht und die Welpen nicht oder nur unzureichend geimpft.
Was das für dich bedeutet? Du bekommst einen Welpen in den Arm gedrückt, meist auf einem Parkplatz, der kurzzeitig ‚fit gespritzt‘ wurde, damit du nicht merkst wie krank er ist. Bist du dann zu hause geht es meist schnell los, dass der Welpe Durchfall bekommt oder sehr krank wirkt. Beim Tierarzt angekommen ist es meist ein Wettlauf gegen die Zeit, ob der Welpe seine Krankheiten übersteht oder nicht. Zudem muss dein Hund in Quarantäne, wenn kein gültiger Tollwut-Schutz besteht und dein Welpe aus dem Ausland kommt.
Überlebt der Welpe wird das Zusammenleben mit deinem Hund für dich meist schwieriger als für Menschen mit Hunden aus seriösen Zuchten. Dein Welpe durfte in einem Großteil seiner wichtigsten Lebensphase (in der sozial-sensiblen Phase ab der 3. bis zur ca. 20. Lebenswoche) nur sehr wenig kennen lernen und das meist nur unter großem Stress. Die möglichen Folgen?
Umwelt-ängstliche bis -panische Hunde, die ihre Ängste zum Teil ihr Leben lang nicht ablegen können. Hunde, die Probleme mit ihrer Umwelt, fremden Menschen oder fremden Hunden oder anderen Tieren haben. Oder auch mit allem zusammen. Ein entspannter Alltag mit einem Hund der dich problemlos überall mit hin begleiten kann? Meist unmöglich.
Also: Egal wie niedlich du den Welpen findest, der dir da aus dem Kofferraum heraus oder in der spartanisch eingerichteten Wohnung angeboten wird, nimm ihn nicht mit nach hause! Du machst dich damit nur zu einem kleinen Rädchen, dass den illegalen Welpenhandel weiter am Laufen hält.
Vermutest du einen illegalen Welpenhändler*in ‚gefunden zu haben‘, sprich die Person bitte nicht einfach darauf an. Zieh dich aus der Situation zurück und informiere die Polizei.
Hunde aus dem Tierschutz
Tierheime in Deutschland
Die Tierheime in Deutschland sind derzeit voll mit Hunden und es werden täglich mehr abgegeben. Solltest du einen Hund aus dem Tierschutz adoptieren wollen, informiere dich in den Tierheim in deiner Umgebung, welche Hunde derzeit zur Vermittlung stehen.
Das Tierheim wird dir auch helfen, den passenden Hund für dich zu finden.
Ich weiß, der Glaube, das Tierheime ‚doch irgendwie nie‘ Tiere abgeben und die doch lieber alle selber behalten wollen hält sich hartnäckig. Und vielleicht mag das auf einige zutreffen – ich kenne sie ja schließlich nicht alle – aber die Tierheime wollen ihre Tiere i.d.R. unbedingt vermitteln. Sie schauen dabei eben nur 3mal hin, damit das Tier nicht nach kurzer Zeit wieder bei ihnen landen muss. Und das sollte man den Tierheimen auch zugestehen.
Auslandstierschutz
Am Thema ‚Auslandstierschutz‘ scheiden sich die Geister. Die einen finden ihn toll, die anderen sehen ihn mit gemischten Gefühlen oder sind komplett dagegen.
Ich stehe ihm auch eher skeptisch gegenüber. Ich kann den Wunsch helfen zu wollen und ein Tier retten zu wollen durchaus nachvollziehen. Aber auch hier gibt es so viele Tiere, die ein neues zu hause suchen. Warum dann noch mehr Tiere hierher holen?
Klar ist es nicht schön, dass im Ausland Hunde auf der Straße leben. Aber ich glaube nicht, dass man an deren Situation irgendetwas ändern kann, solange man immer nur Tiere herholt und dort bei den Menschen nichts verändert. Die Tierschutzorganisationen Robin Hood und Equiwent setzen sich genau dafür ein.
Soll es unbedingt ein Hund aus dem Auslandstierschutz sein, ist es wichtig eine gute Tierschutzorganisation zu finden, die dich auch nach der Übernahme des Tieres nicht allein lässt. Leider werden die Meldungen, dass die Organisationen bei Problemen mit dem Hund später nicht mehr zu erreichen waren, immer mehr.
Hier findest du mehr Informationen, woran du eine seriöse Organisation erkennen kannst (Anmerk.: Dem letzten Punkt, dass Kastration im seriösen Tierschutz unumgänglich ist, stimme ich nicht zu. Wieso kannst du in meinem Blogbeitrag dazu nachlesen. )
Und eines solltest du auf keinen Fall vergessen: Auslandshunde sind meistens absolute Überraschungspakete. Sie können sich hier total anders geben als beschrieben oder entwickeln Probleme in ihrer neuen Umwelt, die sie in der alten nicht gezeigt haben.
Aus meiner Sicht ist das nichts für Anfänger* innen und Ersthundehalter*innen.
Den Einzug vorbereiten
Es ist so weit! Das Datum an dem der Welpe oder Tierschutz-Hund bei dir einzieht steht fest! Jetzt wird es höchste Zeit zu schauen, was alles vorbereitet sein will.
Vor dem Einzug
Wasser- & Futternapf
Futter, bei Welpen geben Züchter*innen häufig noch etwas mit. In der ersten Zeit sollte es nicht unbedingt umgestellt werden.
Hundebett oder -decke
Halsband / Führgeschirr
Führleine
Kauspielzeug / Spielzeug
Enzymreiniger, für die kleinen und großen Missgeschicke
Was es beim Equipment zu beachten gibt, kannst du HIER nochmal im Detail nachlesen.
Wohnung/Haus und Garten wollen ebenso welpensicher gemacht werden. Dazu zählen unter anderem:
Stromkabel möglichst unzugänglich machen
Löcher im Gartenzaun schließen
erstmal alle Dinge, die nicht angekaut oder angestrullert werden sollen, hochlegen
Treppen sichern, damit der Welpe nicht aus Versehen runterpurzeln kann
Der erste Tag & die erste Nacht
Wenn der Welpen dann mit dir zusammen zu hause ankommt, lass ihn erstmal im Garten/auf der Wiese vor dem Haus strullern. Das kann schon mal eine Weile dauern, schließlich ist alles neu für ihn!
Er muss erstmal schauen, wo er gelandet ist und danach kann er sich erleichtern. Ist das erledigt geht gemeinsam ins Haus und lasst ihn langsam nach und nach alles erkunden.
Bei der Zusammenführung mit anderen Haustieren gibt es einiges zu beachten. Das würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Wenn du Fragen dazu hast, melde dich bei mir!
Am ersten Tag bei dir braucht dein Welpen wahrscheinlich keine Action mehr, es ist alles aufregend genug! Gib ihm Zeit alles in ruhe zu begutachten und sei einfach ‚da‘. Legt er sich igendwo zum Schlafen, dann lass ihn dort einfach in Ruhe schlafen.
Die ersten Nächte können sehr unruhig werden. Der Welpe vermisst seine Mama und Geschwister, ihm ist alles fremd. Da kann es schon sein, dass er gerade im Dunkeln jammert. Was ihm hilft ist die Nähe zu dir. Lass ihn in einer Box bei dir am Bett schlafen oder verlege deinen Schlafplatz zu ihm ins Wohnzimmer. So bekommst du auch mit, wenn der Welpe nachts raus muss.
Die ersten gemeinsamen Tage
Regeln und Grenzen sollten von Tag 1 an gesetzt werden. So lernt dein Welpe am schnellsten, was erlaubt ist und was nicht.
Sind einige Dinge, wie z.B. im Blumenbeet buddeln die ersten 3 Tage erlaubt und am 4 plötzlich nicht mehr, wird er um einiges häufiger austesten, ob er das nicht doch darf, als wenn du es von Anfang an unterbunden hättest.
Je klarer die Regeln für den Hund sind, desto einfacher fällt es ihm, sie zu akzeptieren.
Auf den ersten Gassi-Runden gilt: Gib deinem Welpen Zeit die ganzen neuen Eindrücke zu verarbeiten. Wenn er ein kleines Stück läuft und sich dann jetzt, warte einen Moment ab, bis er weiter geht. Die Runden müssen meist auch noch nicht unglaublich groß sein.
Und wenn du dich doch mal verschätzt hast, der Rückweg zu lang wird und dein Welpe schon im gehen einschläft: Trag ihn nach hause. So lange das nicht bei jedem Spaziergang passiert, wird er sich in der Regel nicht sofort daran gewöhnen, dass du ihn nach hause trägst.
Und ganz wichtig: Hör auf dein Bauchgefühl bei der Erziehung.
In der nächsten Woche schauen wir uns an, was es bei der Auswahl einer Welpenschule zu beachten gibt.
Hast du noch Fragen zur Auswahl oder zum Einzug deines Welpen? Dann buche dir gerne einen Termin bei mir:
>> Auf das Chaos und die Liebe, die ein Hund mitbringt ist man gar nicht vorbereitet.<<
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